Chronik

der "Ev. luth. Kirchengemeinde St. Michaelis Bissendorf"

Liebe Gäste unserer Michaeliskirche!

Wir begrüßen Sie herzlich in unserer Dorfkirche. Mitten im Dorf, auf einem Hügel gelegen, bildet sie mit dem Amtshaus (dem früheren Jagdschloss), dem Bürgerhaus, den beiden Pfarrhäusern, der Pfarrscheune und dem Friedhof ein selten gut erhaltenes Ensemble von Denkmälern aus vergangenen Jahrhunderten. Nur die Schule am Kirchplatz ist verschwunden.

Eines dieser Gebäude hat eine neue Aufgabe gefunden: Die Pfarrscheune, aus der früher das Geschnatter der Martinsgänse drang, ist ein Jugendheim geworden. Der Nussbaum, der früher das Deputat des Küsters und Lehrers war, ist nur noch zur Zierde da.

Auch unsere Kirche hat manche Veränderungen erfahren. Die frühe Gründung der Kirchengemeinde Bissendorf, der Bau der Kirche auf einem Hügel, und die Größe des damaligen Kirchspiels haben sicher dazu geführt, St. Michael als Schutzheiligen dieser Kirche zu bestimmen. Stärke, Macht, Schutz und Bekanntheit des Erzengels durch die großen Michaeliskirchen verliehen dem Gebäude und der Gemeinde einen hohen Status. Lange Zeit war sie Sitz einer Prälatur, was man mit einen Unter-Bischofssitz erklären kann.

Viele, die unsere Kirche betreten, erwarten eine Innenansicht und bedauern die grundsätzliche Renovierung der Kirche vor ca. 30 Jahren. Ihre anscheinend barock-klassizistische Ausstrahlung ist verloren gegangen. Aber heute bietet der Innenraum für viele Gemeindegruppen gute Möglichkeiten der Mitgestaltung von Gottesdiensten und Feiern.

Unverändert geblieben ist die Bedeutung dieser Kirche als Mittelpunkt des christlichen Gemeindelebens. Jahrhundertelang, seit Gründung dieser Gemeinde vor etwas 1000 Jahren, haben hier Christen Andacht, Zuspruch und Freude gefunden, aber auch Geborgenheit in schweren Zeiten. Sie waren fröhlich zusammen, wenn ein Paar getraut und ein Kind getauft wurden. Die großen Feste der Christenheit, von denen es in vergangenen Zeiten mehr gab als heute, wurden gesellig, zum Teil ausgelassen begangen; z.B. die Kirchweihen zu Michaelis mit dem Markttreiben rund um die Kirche, was seit mehr als 200 Jahren noch heute an der Kirche gefeiert wird.

Selbstverständlicher als heute war das Leben mit Gott in und mit diesem Haus. Aber Glauben und Leben verbinden sich auch heute noch in den Gottesdiensten und den Gemeindeveranstaltungen, zu denen wir herzlich einladen. Unser Gemeindeblatt, die Glocken, die auch schon eine 100-jährige Geschichte haben, finden Sie in der Turmhalle ausgelegt. Über die Geschichte der Gemeinde und den Bau der Ausgestaltung unseres Kirchengebäudes wollen wir nun kurzgefasst berichten.

Der trutzige, 28 m hohe Schutz- und Kirchturm aus dem 12. Jahrhundert besteht, wie auch das Kirchenschiff, zumeist aus Raseneisenstein, der in der Umgebung gefunden und bis ins Mittelalter verhüttet wurde.

Der Turm hat einen fast quadratischen Fuß und diente schon einer oder zwei früheren Steinkirchen (1530 – 1768) als Westturm. Allerdings wurde 1680 eine Neugründung des Turmes notwendig. Wahrscheinlich wurde damals auch die Standfestigkeit des Turmes durch Sandsteinplatten an den Ecken erhöht. Vorgängerin dieser Steinkirchen war eine kleine Holzkirche.

Das jetzige Kirchenschiff ist ein auf rechteckigem Grundriss errichteter Saalbau von 1768.

Fenster und Türen haben große flachbögige Sandsteinrahmen. Verdeckt durch wilde Weinreben am Chorportal ein Ochsenauge als Bekrönung. Das Innere der Kirche ist ein von Licht durchfluteter Predigtsaal. Ausmalung und Form des Deckengewölbes lassen den barocken Charakter des Innenraumes wieder hervortreten. 1967 wurde der Innenausbau der Kirche – wie bereits erwähnt – stark verändert. Der hochaufragende Altaraufbau wurde entfernt und die Empore verkleinert. Die Altarwand mit der Christusfigur erinnert daran. 1968 schuf der Bissendorfer Bildhauer Peter Greve die Plastik von Christi Himmelfahrt. Mag auch mancher Material und Gestaltung von Altar und Kanzel als herb empfinden, unterstreichen sie doch den liturgischen Rahmen des Chorraumes. Mit dem Umbau war auch die Auflösung der Jahrhunderte alten bestehenden Ordnung der Kirchenstühle verbunden.

Denkmalgeschützt ist heute auch das Innere der Kirche und bildet damit ein wichtiges Zeitzeugnis für die Baugeschichte des Ortes.

Vor allem aber hat der Umbau für eine große Offenheit im Altarraum gesorgt. Die Gestaltung der Gottesdienste, das Mitwirken der Gemeinde im Chorraum, die Möglichkeit für Konzerte und biblische Spiele ist bemerkenswert.

In der Turmhalle finden Sie Grab- und Gedenksteine: den Sühnestein mit dem Kreuz aus dem 13. Jahrhundert, daneben ein Grabstein mit der allegorisch als Ritter dargestellten Figur des St. Michael als Totenbegleiter, auffällig der große Grabstein mit dem Ehepaar aus Bestenbostel, den Stiftern der ersten Bissendorfer Schule – eine der ältesten Schulstiftungen Niedersachsens.

Das Geläut dieser Kirche ist außerordentlich. Mussten doch bei der früheren Größe des Kirchspiels von Berkhof bis an die Grenze der Stadt Langenhagen die Gottesdienstteilnehmer herangeläutet werden. Es besteht aus 5 Läuteglocken und 2 Uhrschlagglocken, darunter ist die größte, die Friedensglocke, St. Michael geweiht.

Die Vaterunser-Glocke wurde 1511 gegossen. Eine der Schlagglocken von 1494 ist eine Dauerleihgabe aus dem welfischen Königshaus.

Taufbecken und Kanne sind eine Schenkung des Amtvogts Gössel von 1756.

Auf dem Altar 2 Leuchter aus Bronze. Sie stammen aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg und sind ein Geschenk des Amtvogts Marreck und des Pastor Collenius, dessen Grabplatte an der nördlichen Chorwand zu sehen ist. Er diente der Gemeinde in der schweren Zeit.

An der modernen Altarwand ein Abendmahlsbild des früheren Kanzelaltars von 1699.

An der Außenmauer der Kirche zahlreiche Grabplatten aus dem 17. Jahrhundert. An der Treppe zur Empore etliche Bilder zum Verständnis dieser Aufführungen.

Helmut Neuber